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Postwachstum braucht Innovation

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Vor kurzem wurde das Forschungsprojekt „Save our Surface“ abgeschlossen. Die vom Österreichischen Klima- und Energiefonds geförderte Studie behandelte die Frage nach der künftigen Rolle der Biomasse und den Anforderungen für eine Minimierung von Landnutzungskonflikten. Die Ergebnisse zeigen, dass dazu eine Abkehr vom Wirtschaftswachstum notwendig ist. Wie aber wäre ein Postwachstumspfad denkbar?

Die Antwort hängt von den Ursachen des Wachstums ab. „Save our Surface“ sieht die Profitproduktion als entscheidend dafür an. Sie ergibt sich aus der Dominanz von Märkten mit der für sie charakteristischen Konkurrenz und ihrer systematischen Gewinnorientierung. Als primärer Wachstumstreiber wirkt dabei die Statuskonkurrenz der Unternehmerschaft. Eine sozial verträgliche Schrumpfung des Output stößt sich zudem mit der monetären Kostenrechnung und der allgemeinen Abhängigkeit von Geldeinnahmen.

Postwachstum erfordert demnach soziale Basisinnovationen, die aus der Dominanz von Märkten führen. Dem Staat kommt dabei lediglich eine ermöglichende Rolle zu. Denn solche Basisinnovationen abseits von Markt und Staat entstehen von unten, in sozialen „Nischen“, von der lokalen bis zur globalen Ebene. Dabei handelt es sich um Commons und um Solidarische Ökonomien, das heißt um Ressourcen und Betriebe, die von den Arbeitenden selbst verwaltet werden.

Solche innovative Produktionsweisen beruhen nicht auf Märkten, sondern auf Reziprozität. Es wird nicht primär für Geld, sondern für den Gebrauchswert produziert. Eine Profitorientierung ist damit nicht oder nur an zweiter Stelle gegeben. Sie zeichnen sich zudem durch eine höhere soziale Gleichheit aus: an die Stelle von Lohnarbeit tritt gemeinschaftliche Kooperation auf Augenhöhe.

Dies schafft eine dreifache Grundlage für Postwachstum. Erstens erhöht soziale Gleichheit als solche die Lebensqualität – auch bei geringerem physischen Output. Zweitens schwächt eine größere soziale Gleichheit die Statuskonkurrenz, die das Outputwachstum antreibt. Drittens stärkt soziale Gleichheit prosoziale und demokratische Orientierungen. Dies erleichtert eine sozial ausgeglichene, koordinierte Outputreduktion und ermöglicht eine bedarfsgemäße Verteilung der Produkte.

Josef Schumpeter betonte, dass grundlegende Innovationen immer mit der Zerstörung des Alten einhergehen. Dies gilt auch für soziale Basisinnovationen. Systematische Profitproduktion ist mit einer Postwachstumsgesellschaft nicht vereinbar. Die daran gebundenen ökonomischen Interessen hätten in erster Linie die schmerzlichen Folgen einer sozio-ökonomischen Anpassung zu tragen.

Andrea*s Exner studierte Ökologie (Mag.) und Politikwissenschaften (Dr.). Dissertation zur Rolle Grüner Ökonomie im Nord-Süd-Verhältnis. Als Schasching-Fellow an der Katholischen Sozialakademie Österreichs Forschung zu Solidarischer Ökonomie im Kontext sozial-ökologischer Transformation. Derzeitige Forschung bei RCE Graz-Styria, Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation der Universität Graz.

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  1. Ja, das ist eben unsere alte Kontroverse, Andreas. Ich glaube dass die soziale Basisinnovation für alle Teile der Gesellschaft attraktiv sein muss oder sie wird nicht sein.

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